Rasenmähermotoren: Alles, was Sie wissen müssen

Es war im Jahr 1883, als der Ingenieur Gottlieb Daimler seinen einzylindrigen Verbrennungsmotor in ein Gefährt mit vier Rädern einbaute und damit das moderne Automobil erfand. Ob er in diesem Moment bereits daran dachte, dass seine Konstruktion Jahrzehnte später millionenfach durch deutsche Gärten tuckern würde, um deren Gras kurzzuhalten, ist nicht überliefert.

Tatsächlich aber schlägt heutzutage in nahezu jedem benzingetriebenen Rasenmäher das Herz eines Motors, der dem Daimlers ziemlich ähnlich ist, egal ob kleine Maschine für den Hobbygärtner und beschaulichen drei PS oder ein mächtiger Rasentraktor für den kommerziellen Einsatz und kraftvollen 48 PS.

Gemeinsam mit unserem MotorLand-Experten Siegfried Klock möchten wir Ihnen deshalb einen tieferen Einblick in die Welt der Rasenmähermotoren gewähren und Ihre wichtigsten Fragen beantworten: Welche Motoren gibt es? Wo liegen die wesentlichen Unterschiede? Wie werden sie gepflegt? Und welcher Motor ist für Ihre Zwecke der Richtige?

Die Hersteller: Wer baut Motoren für Rasenmäher?

Das Grundsätzliche zuerst, denn ohne einen Motorenhersteller gäbe es natürlich keine Benzinrasenmäher. Die fünf wichtigsten Namen der Branche sind:

  • Honda: Mit einer Jahresproduktion von 22 Millionen Motoren ist der japanische Konzern der größte Motorenhersteller der Welt. In den Werken vor den Toren Tokyos entstehen Antriebe für PKWs, Motorräder und selbstverständlich Rasenmäher.
  • Kawasaki: Der zweite japanische Konzern auf unserer Liste ist hierzulande hauptsächlich für seine Zweiräder bekannt. Tatsächlich ist das Unternehmen aber ein echter Riese der Schwerindustrien und baut neben Schiffen, Eisenbahnen, Maschinen- und Energieanlagen auch Rasenmähermotoren.
  • Briggs & Stratton: Jedem Motorenliebhaber ist der Name Briggs & Stratton ein Begriff – und tatsächlich handelt es sich bei dem US-amerikanischen Konzern um einen weiteren Rekordhalter. Kein anderes Unternehmen auf der Welt produziert mehr luftgekühlte Ottomotoren.
  • Kohler: Klingt deutsch, stammt aber ebenfalls aus den USA. Der Name Kohler steht vor allem für Klempnerbedarf und Badezimmerarmaturen. Seit 2007 entstehen in einem Joint-Venture allerdings auch Kleinmotoren.
  • Lombardini: Unser einziger Europäer auf der Liste – zumindest theoretisch, denn seit ein paar Jahren gehört der italienische Konzern der Kohler Company. Gebaut werden vor allem mittelgroße Motoren, wie sie in Gabelstaplern, Baumaschinen und Rasentraktoren zum Einsatz kommen.

Wenn Sie auf dem Datenblatt Ihres Rasenmähers also einen dieser Namen entdecken, können Sie sicher sein, ein Qualitätsprodukt erworben zu haben, hinter dessen Technik jahrelange Erfahrung steht. Natürlich ist diese Liste bei Weitem nicht vollständig – zahlreiche kleinere Hersteller bauen mittlerweile ihre eigenen Motoren. Bei Fragen zu einzelnen Motorenbauern stehen wir Ihnen gerne hilfreich zur Seite.

Der Motor: Modelle und ihre Eigenarten

Nachdem wir nun wissen, wer die Motoren unserer Rasenmäher baut, stellt sich als Nächstes die Frage, welche verschiedenen Modelle es gibt. Wir konzentrieren uns hier auf die Hauptunterschiede.

Den genauen Aufbau eines Rasenmähermotors finden Sie in der jeweiligen Betriebsanleitung Ihres Gerätes. Als Beispiel haben wir Ihnen die Betriebsanleitung für den Rasentraktor Stiga Tornado 2098 H verlinkt.

Rasenmäher mit Einzylindermotor

Ob er mit Benzin oder Diesel betrieben wird, der Einzylinder ist die ursprünglichste und einfachste Bauart des Verbrennungsmotors und wird in den meisten Handrasenmähern verbaut.

In seinem einfachen Aufbau liegen seine größten Vorteile: Einzylinder haben ein vergleichsweise geringes Gewicht und sind aufgrund ihrer unkomplizierten Bauweise leicht zu warten. Selbst der unbedarfte Hobbybastler muss sich schon ordentlich ins Zeug legen, bevor dieser einen eintopfigen Motor kaputt schraubt.

Machen Sie dabei nicht den Fehler, zu glauben, dass ein einzelner Zylinder mit geringer Leistung gleichzusetzen sei. Ganz im Gegenteil, bei niedrigen Drehzahlen entfalten sich aufgrund geringerer Reibungsverluste höhere Wirkungsgrade als bei Mehrzylinder. Deshalb finden sie sich sogar in Sportmotorrädern; die Duke 690 von KTM etwa bringt es mit nur einem Topf auf stattliche 75 PS.

Rasenmäher mit Zweizylindermotor

Zweizylinder, wie Sie sie insbesondere in Rasentraktoren finden, sind technisch anspruchsvoller als ihre einzylindrigen Kollegen; eine Reparatur überlassen Sie daher lieber einem Experten.

Dafür entwickeln Sie bei höheren Drehzahlen allerdings auch deutlich mehr Kraft als ein Einzylinder und zeichnen sich primär durch eine größere Laufruhe und weniger Vibration aus – ein Umstand, der gerade bei Rasentraktoren für wesentlich mehr Komfort sorgt.

Auch muss ein Zweizylinder sich leistungsmäßig nicht verstecken. Spitzenmodelle aus der Rasenmäherwelt warten locker mit 20 PS und mehr auf und erreichen Geschwindigkeiten, für die ein Radfahrer schon ordentlich in die Pedale treten müsste. Nicht umsonst gehören Rasentraktor-Rennen in vielen Gemeinden zu einem beliebten Freizeitvergnügen.

Welcher Motor ist für Sie geeignet?

Kompass

Mit unserem Motorkompass treffen Sie die richtige Wahl für die Auswahl Ihres Rasenmähermotors

Bislang war unser kleiner Einblick in die Welt der Motoren eher theoretischer Natur. Zwar können Sie beim nächsten Grillabend jetzt mit ihrem Wissen über Ein- und Zweizylinder und deren Hersteller auftrumpfen, ihrer Kaufentscheidung ist damit allerdings noch nicht geholfen.

Zeit, das zu ändern. Welcher Rasenmähermotor eignet sich für Ihren Bedarf und Ihren Garten? Entscheidend sind zwei Kriterien:

#1 Die Größe Ihres Gartens

Es gilt, je größer Ihr Garten, desto leistungsstärker sollte auch Ihr Rasenmäher sein. Denn es macht einfach keinen Spaß, 800 Quadratmeter Rasen mit einer 2-PS-Funzel zu mähen, die Sie während Ihrer Arbeit auch noch nachtanken müssen.

Wir empfehlen folgende Faustregel: für den schmalen Reihenhausgarten reichen Modelle mit zwei bis drei PS Leistung. Ab 600 Quadratmetern Fläche sollten Sie auf stärkere Modelle mit drei bis fünf PS setzen. Spätestens ab einem Areal von 1.000 Quadratmetern ist ein Rasentraktor für Sie die beste Wahl.

#2 Die Geländebeschaffenheit Ihres Gartens

Wenn Sie auf dem flachen Land irgendwo an der Küste wohnen und von Ihrer Trittleiter bis zum Nachbarort schauen können, ist dieses Kriterium für Sie nur von geringem Interesse. Sollte Ihr Garten allerdings von Hügel durchzogen sein oder gar an einem Hang liegen, dann benötigen Sie einen Motor mit ausreichend Leistung und einem starken Antrieb.

Mindestens vier PS sollte Ihr Handrasenmäher schon haben, wenn Sie ihn ohne große Kraftanstrengung einen Anstieg hinaufsteuern möchten. Zudem sollten Sie auf einen Antrieb setzen, am besten einen variablen Varioantrieb mit mehreren Geschwindigkeitsstufen. Ein Rasentraktor benötigt für problemloses Arbeiten an der Böschung 20 PS oder mehr und sollte bei größerer Steigung einen Allradantrieb besitzen.

Achten Sie bitte außerdem immer auf die Herstellerangaben bezüglich der maximalen Steigung in Prozent. Denn wenn Sie Ihren Mäher zu stark kippen, kann es schnell passieren, dass der Motor absäuft. Bei diesbezüglichen Fragen helfen wir Ihnen gerne weiter.

Die Wartung: So sorgen Sie für ein langes Motorleben

Um unser Thema abzurunden, schauen wir uns abschließend an, wie Sie Ihren Rasenmähermotor selbst pflegen können.

Zunächst empfehlen wir dafür die jährliche Inspektion durch einen Spezialisten. Denn im Laufe einer Saison wird Ihr Mäher ordentlich in Anspruch genommen und hat sich die Pflege durch einen Profi mehr als verdient. Selbstverständlich bieten wir Ihnen diesen Service gerne persönlich an. Aber auch im Fachhandel ihres Vertrauens oder im nächsten Baumarkt finden Sie meist eine entsprechende Dienstleistung.

Sollten Sie allerdings selbst ein wenig Hand anlegen und den Experten einen Teil ihrer Arbeit abnehmen wollen, dann möchten wir Sie davon nicht abhalten. Bevor Sie mit Ihrem Rasenmäher ins Frühjahr starten, ist es ratsam, die Zündkerzen zu wechseln und den Luftfilter auszutauschen. Beide Aufgaben lassen sich mühelos auch von Laien erledigen und sorgen dafür, dass Sie lange Freude an Ihrem Mäher haben.

Alte Zündkerzen

Alte Zündkerzen können Sie einfach selbst austauschen.

Und bevor Sie fragen: Ja, es ist möglich, den kompletten Motor eines Rasenmähers auszutauschen. Diese Aufgabe ist allerdings extrem aufwändig und damit teuer. Sollten Sie es also tatsächlich geschafft haben, den Antrieb Ihres Rasenmähers irreparabel zu zerstören, müssen wir leider zu einem Neukauf raten – alles andere wäre nicht wirtschaftlich.

Hersteller, Zylinder, Leistung – Hauptsache Spaß

Soweit unser kleiner Überblick über das Thema Rasenmähermotoren. Wir hoffen, Sie ein wenig informiert und unterhalten zu haben. Bei allen Fakten, Zahlen und Daten möchten wir das Wichtigste abschließend allerdings nicht verschweigen: Gartenarbeit soll Freude bereiten.

Am besten gelingt das natürlich mit dem richtigen Werkzeug – so wie mit Ihrem idealen Rasenmäher und seinem passenden Motor. Wenn Sie also noch Fragen haben oder sich weitere Beratung wünschen, dann scheuen Sie sich nicht davor, uns anzusprechen. Wir freuen uns auf Sie!

Julia Baransky Online Redakteurin bei inara schreibt

Über die Redaktion
Julia Baransky ist Content-Managerin. Technisches Know-how und strukturierte Lösungen sind Julias Stärken. Durch ihr analytisches Denkvermögen versteht sie Zusammenhänge wie keine andere. Mit ihren sorgfältig recherchierten Texten, trifft Julia die ausgewählten Themen auf den Punkt und schafft so echten Informations-Mehrwert.

Titelbild von Tekton. Weitere Bilder von AbsolutVision und Drazen Bajer